ÖSTERREICH

Auf Traumstraßen hinauf zum Gipfel der Hohen Salve

Klack, klack, klack – kaum auf die Radlergruppe vor uns aufgefahren lassen wir die Kette nach unten wandern. Kurz in den Wiegetritt und aufs magische Knöpfchen gedrückt. Schon sind wir weg… Ganz schön fies eigentlich. Der Rennradgruppe, die eben noch weit vor uns radelte – allesamt top ausgerüstet, in top Teamtrikots gekleidet und sichtbar top trainiert –, bleibt erstmal die Spucke weg. Der Gesichtsausdruck der Abgehängten zwischen Erstaunen, Bewunde-rung und Frust ist ein Anblick für Götter. Schon biegen wir in die letzte Serpentine hoch zur Tennhütte auf der Hohen Salve ein. Wir sind zwar nicht besser trainiert, verfügen aber über 200 Watt elektrischen Rückenwind. Der Antrieb ist dabei elegant im Sattelrohr versteckt, der Akku lagert fast unsichtbar im kleinen Satteltäschchen und der flotte Flitzer bleibt sogar noch unter der Zehn-Kilo-Marke.

Damit gehört der Logenplatz in der Tennhütte natürlich uns. Unser alkoholfreies Weißbier steht schon auf dem Tisch, als die Verfolger gefrustet eintrudeln. Argwöhnisch beäugen sie unsere Räder. „Dürfen wir die mal hochheben?“, fragt Martin aus Ebersberg. „Natürlich“, entgegnen wir schmunzelnd. „Setzt euch doch zu uns.“ Ich lasse mir meinen Fitnesssalat mit einem frisch gebratenen Wiener Schnitzel schon mal schmecken. Die hübsche Kellnerin im prächtigen Dirndl bringt noch ein paar isotonische Biere. Im Weißbierglas spiegeln sich die Kitzbüheler Alpen und gleich hinter der Schaumkrone ragen die Eisriesen der Hohen Tauern in den stahlblauen Himmel – der perfekte Rahmen für einen lässigen Techtalk mit Gleichgesinnten. Was für ein Auftakt für unser elektrifiziertes Wochenende! Letztlich sind wir uns alle einig: E-Räder haben längst das Rehaimage abgeschüttelt. Der zusätzliche Strom in der Wade hat viele Vorteile: Leistungsunterschiede verschieden starker Partner lassen sich wunderbar ausgleichen. Senioren haben wieder mehr Spaß am Radfahren und wir Kurzurlauber können die umwerfende Schönheit der Tiroler Bergwelt viel intensiver genießen, wenn die Schläfen eben nicht ständig im Stakkato gegen den Helm hämmern. Martin und seine Freunde sind richtiggehend erleichtert, dass wir sie elektrisch aufgemotzt abgeledert haben. Somit schmerzt die verlorene Bergwertung nicht.

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