SALINA

eine italienische Liebesgeschichte

Der schüchterne Fischer Mario Ruoppolo wurde zum persönlichen „Postino“, also zum „Briefträger“, des großen chilenischen Dichters Pablo Neruda, der auf der einsamen italienischen Insel Salina im Äolischen Meer eine Zeit lang im Exil lebte. Eine Männerfreundschaft entstand. Die kurzen einfachen, aber tiefsinnigen Dialoge der beiden so unterschiedlichen Männer gehen unter die Haut. In Kombination mit der grandiosen, wildromantischen Landschaft der Insel war die Geschichte der beiden Männer interessant genug, um sie zu verfilmen. So wurde im Jahr 1994 der Film „Il Postino“ auf Salina gedreht. Es entstand ein ganz besonderer italienischer Film, der es durch das Zusammenspiel von Poesie, Bildern und Musik tatsächlich im Jahr 1996 zu insgesamt fünf Oscar-Nominierungen gebracht hat.

Spätsommer auf den Äolischen Inseln
Ich arbeitete vor vielen Jahren im Herbst an einer Reportage über Sizilien. Im Süden Italiens ist zu dieser Zeit im November noch herrliches Wetter und so nutze ich die Gelegenheit, im Anschluss daran einen Abstecher auf die Äolischen Inseln zu machen. Die ersten Tage verbringe ich auf Lipari, der beliebtesten, lebhaftesten und größten der sieben Inseln. In der Altstadt, die mit ihren kleinen Gassen zum Flanieren und Entspannen einlädt, kann man die außergewöhnliche Atmosphäre Süditaliens genießen. Zwischen den beiden Häfen Marina Corta mit den malerischen bunten Fischerbooten und Marina Lunga erhebt sich der Burgfelsen mit Festung und Kathedrale – ein idyllisches Postkartenmotiv, einfach nur zauberhaft schön. Die Menschen hier sind zurückhaltend, aber freundlich. In einer Bar treffe ich den Keramikkünstler Stefano Panza. Heute herrscht hier helle Aufregung. Die kleinen Zuckertüten, die normalerweise zum Kaffee gereicht werden, wurden heute durch einen Zuckerspender ersetzt, der auf jedem Tisch steht. Stefano hat zwar schon seinen dritten Espresso, aber noch immer stimmt die für gewöhnlich im Tütchen perfekt vordosierte Zuckermenge nicht. In der kleinen Bar bahnt sich ein Drama an, denn die Anzahl der Leidensgenossen steigt zusehends. Die Diskussion über das Unmögliche wird immer heftiger und lautstärker geführt. Dieses Erlebnis führt mir die Andersartigkeit des Insellebens vor Augen: wie entschleunigt es zugeht und welche Wertigkeiten hier vorherrschen. Kaffee gehört zum Leben, Veränderungen sind nicht erwünscht.

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